16. November 2019 war es so weit: 25 Frauen aus ganz Deutschland, die sich als LandFrauenGuides beworben hatten, und die Projektteams des Deutschen LandFrauenverbands und der Verbraucherzentrale kamen in Berlin zusammen. Es sollte ein intensives Wochenende werden. Nach dem ersten Input zu wirtschaftlich-rechtlichem Verbraucherschutzes war die Verunsicherung unter den Frauen groß. Es stand die Frage im Raum:

Wie sollen wir als Laien unserer neuen Rolle gerecht werden?

Und auch bei den nächsten Treffen wurde heiß diskutiert, welche Aufgaben die Guides im Projekt übernehmen sollen und wie sie die Aufgaben und ihre Rolle umsetzen können.

Es wurde nach und nach klar, dass Verbraucherschutz mit Verbraucherinformation und -bildung beginnt. Gerade dort, wo die Verbraucherzentralen nicht mehr in der Fläche sichtbar sind, braucht es Menschen, die aufklären, informieren und sensibilisieren. Und dafür muss man kein Jurastudium absolviert haben.

Dabei haben die Guides in den insgesamt vier Schulungen viel gelernt: was gute Versicherungen ausmacht, wie man Fake Shops und Abofallen erkennt, worauf bei der Altersvorsorge zu achten ist und was zu tun ist, wenn der Telekommunikationsanbieter nicht liefert. Fast nebenbei ist ein Netzwerk aus engagierten LandFrauen aus ganz Deutschland entstanden, die das Projekt mit Leben gefüllt und es zu einem Erfolg gemacht haben.

LandFrauenGuides beim ersten Kennenlernen in Berlin
© Foto: OSTKREUZ / Nils Stelte

Wirtschaftlich-rechtlicher Verbraucherschutz?
Annäherungsversuch in der Gruppe.
© Foto: OSTKREUZ / Nils Stelte

Nach den ersten drei Wochenenden, an denen LandFrauen aus ganz Deutschland zu LandFrauenGuides ausgebildet wurden, konnte es losgehen: Bei unterschiedlichen Veranstaltungen sollten sie ihr neugewonnenes Wissen in die Fläche tragen.

Doch als Mitte März 2020 die Corona-Pandemie auch in Deutschland ankam, war klar, dass vorerst keine Veranstaltungen möglich sein werden. Kurzentschlossen wurden digitale und analoge Alternativen zur Verbraucherinformation gesucht: Veranstaltungen der LandFrauenGuides zusammen mit Referentinnen und Referenten der Verbraucherzentralen wurden in Online-Seminare umgewandelt oder als Interviews aufgezeichnet. Statt Kurzvorträge zu halten, haben die Guides kurze Social-Media-Clips mit Verbraucherinfos erstellt.

Positiver Nebeneffekt: Durch die Umstellung ins Digitale gab es keine Anfahrtswege, Einzugsgebiete und Teilnehmerbegrenzungen. Alle Personen mit ausreichend stabiler Internetverbindung konnten von den Veranstaltungen profitieren.

Zugegeben, die Begeisterung für Online-Formate musste sich bei den Guides genauso wie bei den Teilnehmenden erst einstellen. Die Bilanz zum Ende des Projekts kann sich aber sehen lassen:

52

45

28

7

12

5

3.116

Auch die Themenvielfalt war beachtlich. Besonders beliebt waren Veranstaltungen zu den Themen „Rechtsirrtümer im Verbraucheralltag“, „Sicher im Netz“, „Richtig versichert“, „Corona und Reiserecht“ und „Geldanlage mit ETFs“.

Die meisten Jugendlichen freuen sich auf den Auszug aus dem Elternhaus. Weil das aber nicht nur mehr Freiheit, sondern auch mehr Verantwortung bedeutet, waren im Projekt Schulbesuche der LandFrauenGuides geplant. Die Schülerinnen und Schüler sollten so beim Einstieg in ein selbstbestimmtes Leben unterstützt werden. Damit sie wissen, worauf sie beim Mietvertrag achten müssen, wie sie für Strom, Gas und Wasser sorgen und wie sie das mit einem schmalen Budget hinbekommen.

Wegen der andauernden Pandemielage konnten erst gegen Ende des Projekts wenige Schulbesuche stattfinden. Dort, wo sie möglich waren, waren die Jugendlichen und ihre Lehrkräfte begeistert von der lebensnahen Abwechslung.

Die neuen Medien sind aus dem Alltag kaum mehr wegzudenken: Die meisten schreiben E-Mails, nutzen WhatsApp, erledigen Bankgeschäfte online und buchen ihre Reisen im Internet. Informationen werden zuerst über eine Suchmaschine gesucht, bei Fragen werden Foren konsultiert und Dokumente finden ihren Platz in der Cloud. Dabei wissen viele nicht, was mit den eigenen Daten passiert und wo mögliche Betrügereien lauern. Weil Verbraucherschutz nicht vor der digitalen Welt haltmacht, wurden fast 500 Frauen für einen sicheren und souveränen Umgang mit Neuen Medien gerüstet.

Bei den zweitägigen Workshops in 6 Städten und bei 11 dreiteiligen Online-Workshops drehte sich alles um Datenschutz und Datensicherheit, Fakes im Internet und Kommunikation über neue Medien.

Verbraucherschutz muss nicht langweilig sein. Jedenfalls nicht, wenn man sich durch die Wanderausstellung „Verbraucherdschungel“ wagt. Auf großen Messen und publikumsreichen Events konnten Interessierte an vielen interaktiven Stationen erleben, wie man die Fallstricke der Verbrauchermärkte umgeht. Einmal von LandFrauenGuides sicher durch das Dickicht der Kauf- und Vertragsentscheidungen geführt, hatte man Antworten auf die Fragen:

Wie kann ich mich vor Phishing schützen? Was tun bei Leistungsstörungen des Internetanschlusses? Und woran erkenne ich eine unseriöse Finanzberatung?

Nach den ersten beiden Ausstellungsterminen Anfang 2020 wurde die Tour der Wanderausstellung durch Corona abrupt gestoppt. Damit der Verbraucherdschungel auch von zu Hause erkundet werden kann, wurde die Ausstellung ins Digitale übersetzt. Eine bundesweite Postkartenaktion, die im Sommer 2020 201.500 Haushalte erreichte, machte auf den digitalen Verbraucherdschungel aufmerksam.

Von Dezember 2020 bis März 2021 wurden vorbildliche und nachahmbare Projektideen aus dem gesamten Bundesgebiet gesucht, die sich in den Themenfeldern des wirtschaftlich-rechtlichen Verbraucherschutzes bewegen: allgemeines Verbraucherrecht, Digitales und Datenschutz, Telekommunikation, Versicherungen und Finanzen. Den prämierten Ideen wurden bis zu 10.000 Euro für die Umsetzung der Projektidee zur Verfügung gestellt. Viele Ideen wurden eingereicht. Alle eingegangenen Bewerbungen wurden von einer Jury auf Herz und Nieren geprüft. Vier tolle Projekte wurden ausgewählt und im Aktionszeitraum bis Ende Oktober 2021 umgesetzt.

Medienkompetenz für LandFrauen von LandFrauen

Bei dem Projekt der Landfrauengruppe im Bayerischen Bauernverband wurden Frauen im ländlichen Raum für die digitale Welt fit gemacht. Das LandFrauenGuide-Tandem Jutta Weiß und Rita Götz führte 24 Online-Workshops mit 296 interessierten Frauen durch.

LandFrauenBus bringt Verbraucherinfos aufs Land

Der LandFrauenBus des LandFrauenverbands Rheinland-Nassau fuhr als „rollende Bühne“ durch das gesamte Verbandsgebiet. Auf Marktplätzen, Schulhöfen und vor Supermärkten informierten LandFrauen und externe Referentinnen und Referenten mit Vorträgen, Quiz-Spielen und Umfragen über Verbraucherrechte.

Ich bin doch erwachsen?!

Zusammen mit der Offenen Jugendarbeit in Bad Neuenahr vermittelte LandFrauenGuide Ingrid Strohe Jugendlichen und jungen Erwachsenen die Grundlagen des Verbraucheralltags. Im Anschluss sollten die Jugendlichen ein Spiel zum 1×1 des Verbraucherwissens entwickeln. Wegen der Hochwasserkatastrophe im Ahrtal musste das Projekt des LandFrauenverbands Rheinland-Nassau leider vorzeitig beendet werden.

Verbraucheraufklärung und -beratung mit Public Viewing aufs Land gebracht

Expertinnen und Experten der Verbraucherzentrale informieren in unterschiedlichen Regionen Thüringens bei Public-Viewing-Veranstaltungen zu verschiedenen Themen des wirtschaftlich-rechtlichen Verbraucherschutzes. Die Veranstaltungen wurden vom Thüringer LandFrauenverband organisiert und moderiert.